Preisträger 2024
Die Heimat-Botschafter
Heimat- und Schulverein Erla-Crandorf e. V. in der Kategorie Menschen helfen – Traditionen pflegen, Geschichte verstehen (Heimat)
»Unsere Traditionen leben und junge Menschen dafür begeistern« - so beschreibt Beate Escher die Mission des Heimat- und Schulvereins Erla-Crandorf. Seit 2002 vermittelt der Verein aus Schwarzenberg mit Leidenschaft erzgebirgische Kultur und Geschichte vor allem an junge Menschen. »Wir wollen, dass die Kinder hautnah erleben, was unsere Region so besonders macht«, sagt die Vereinsvorsitzende.
Seit zwei Jahren organisieren die 20 Vereinsmitglieder, meist Rentner, zweitägige Bergbauprojekttage für Grundschüler der dritten und vierten Klasse. In der zu Ehren des Heimatdichters Manfred Blechschmid eingerichteten Stube im Herrenhof Erlahammer beginnt das Programm mit viel Heimatkunde, Quiz und erzgebirgischem Mundarttraining. Die Kinder erfahren Spannendes über Kultur und Geschichte der Region, bevor sie beim Schmieden und Zinngießen selbst aktiv werden können.
»Die Freude der Kinder, selbst Hand anzulegen, spricht Bände«, schwärmt Beate Escher. Am zweiten Tag erkunden die Kinder den Sechs-Brüder-Stollen, wo sie bohren und sägen. Zum Abschluss genießt die Gruppe gemeinsam frisch gegrilltes Stockbrot am Lagerfeuer.
Beate Escher blickt in die Zukunft: »Wir haben so viele Ideen, wie wir das Erzgebirge lebendig halten können«, sagt sie. »Mit der Begeisterung unserer Ehrenamtlichen und hoffentlich immer mehr jungen Menschen an unserer Seite wollen wir unsere Traditionen bewahren und diesen Schatz mit frischem Elan an die nächste Generation weitergeben.«
Die Bergbau-Projekttage vermitteln spielerisch Wissen und Werte – und leisten damit einen wichtigen Beitrag, die Traditionen unserer Region auch für die junge Generation lebendig zu halten.
(Ruben Gehart, Oberbürgermeister von Schwarzenberg)
Miteinander reden – ohne Schubladen
Sebastian Kreß und Lothar Gulbins in der Kategorie Miteinander stärken – Land gestalten (Demokratie)
»Wir wollen miteinander reden statt übereinander«, sagt Lothar Gulbins, Pfarrer der Kirchgemeinde Sebnitz-Hohnstein. In einer Zeit, in der gesellschaftliche Spaltung zunimmt, setzen die Gesprächsabende »Ohne Schubladen« ein klares Zeichen.
Während der Corona-Pandemie von Gulbins und seinem Kollegen Sebastian Kreß ins Leben gerufen, widmet sich das Format seitdem immer wieder Themen, die auch in der Region kontrovers diskutiert werden. Die heute 36- und 35-jährigen Pfarrer nahmen eine Polarisierung und Entfremdung in der Gesellschaft wahr – und wollten sich mit ihrem Gesprächsformat für ein Miteinander-Reden einsetzen. Bereits der erste Gesprächsabend war mit etwa 100 digital zugeschalteten Teilnehmenden ein voller Erfolg. Seitdem schaffen sie es immer wieder, unterschiedliche Meinungen an einen Tisch zu bringen, zu Themen wie den Folgen der Corona-Pandemie für Kinder und Jugendliche oder dem Umgang mit Unsicherheit in Krisenzeiten. Stets im Mittelpunkt: ein respektvoller Austausch auf Augenhöhe.
Für die jungen Pfarrer ist dieser Austausch zentral für eine Demokratie, die funktioniert. »Wir spüren immer wieder eine gewisse Sehnsucht danach, über schwierige Themen jenseits von Schubladendenken und plakativen Verallgemeinerungen zu sprechen«, so Gulbins. Kreß ergänzt: »Das Besondere an unserem Format ist, dass es bei kontroversen Themen ohne populistische Polemik auskommt. So werden tiefgehende, facettenreiche und respektvolle Gespräche möglich.« Und das sei wichtiger denn je, darin sind sich die Pfarrer einig.
Die Gesprächsabende schaffen einen Austausch auf Augenhöhe, sichtbar und hörbar für alle Teilnehmenden. Dies ist ein entscheidender demokratischer Aspekt in einer Zeit, in der Meinungen häufig anonym, unreflektiert und aufgrund der Anonymität ohne Rücksicht auf den jeweils anderen im Internet geteilt werden.
(Ronald Kretschmar, Oberbürgermeister von Sebnitz)
Unter Frauen: Gemeinsam statt einsam!
Bürgervereins Stadtmühle Groitzsch e. V. Sektion Frauentreff in der Kategorie Menschen helfen – Gemeinsinn stiften (Menschen)
Im Frauentreff des Bürgervereins Stadtmühle Groitzsch werden Gemeinschaft und Teilhabe seit über 30 Jahren gelebt. »Wir möchten vor allem älteren Frauen die Möglichkeit bieten, eine schöne Zeit miteinander zu verbringen, Freundschaften zu knüpfen und fit zu bleiben«, erklärt Margitta Kreisler, die den Frauentreff mehr als drei Jahrzehnte mit großer Hingabe organisierte. Inzwischen hat sie die Leitung an ihre Nachfolgerin Dagmar Geyer übergeben.
Gegründet wurde der Frauentreff 1991 als Ort der Begegnung und Unterstützung für arbeitslos gewordene Frauen. Kurz danach übernahm Kreisler die Organisation und liebevolle Dokumentation der Treffen, die inzwischen jeden Donnerstagvormittag stattfinden. »Mit viel Herzblut und einem abwechslungsreichen Programm ist es ihr gelungen, die vielfältigen Interessen und Bedürfnisse der Frauen, die nunmehr betagte Seniorinnen sind, zu berücksichtigen«, so Geyer.
Dazu zählen Handarbeiten, Spielerunden, Gespräche, kleine Feierlichkeiten sowie leichte sportliche Aktivitäten, aber auch Lesungen, Vorträge und gemeinsames Singen – niemand muss allein bleiben. Außerordentlich beliebt sind die Tagesfahrten und kürzeren Urlaubsreisen, die seit jeher ein fester Bestandteil des Angebots sind. Dabei hat sich die kontinuierliche Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen und Vereinen rund um Groitzsch als überaus bereichernd erwiesen. »Wir sind Margitta Kreisler unendlich dankbar dafür, dass sie das Miteinander nachhaltig gefördert und gestärkt hat und freuen uns, über die Würdigung ihres außergewöhnlichen Engagements«, erklärt Dagmar Geyer.
Als engagierte ›Frau für alle Fälle‹ widmete sich Margitta Kreisler über 30 Jahre uneigennützig dem Wohl älterer Frauen. Mit ihrer Arbeit als Vorsitzende im Frauentreff der Vereinsmühle Groitzsch schaffte sie Raum für Gemeinschaft und Freizeitaktivitäten, die nach wie vor einen wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltung von Körper und Geist älterer Frauen leisten.
(Maik Kunze, Bürgermeister von Groitzsch)
Bienenparadies Pulsnitz
Imkerverein Oberlichtenau in der Kategorie Schöpfung bewahren – Natur schützen (Umwelt)
»Willst du Gottes Wunder sehen, musst du zu den Bienen gehen!« Genauer gesagt: zu den Bienen nach Pulsnitz. Hier engagiert sich der Imkerverein Oberlichtenau seit beachtlichen sechs Jahrzehnten für den Schutz von über 500 Bienenarten und anderen Bestäubern. »Wir wollen nicht nur Honig produzieren, sondern die Natur bewahren und Menschen für die Bedeutung der Bienen sensibilisieren«, erklärt Daniel Queißer, der den Verein seit fast sieben Jahren leitet.
Mittlerweile trägt Pulsnitz den stolzen Titel »Bienenfreundliche Kommune«. Das Bienenmuseum ist ein besonderes Highlight vor Ort und begeistert Jung und Alt seit seiner Eröffnung 1995. In der Hauptsaison von April bis Ende Juli bieten die Vereinsmitglieder interaktive Führungen für Interessierte an, darunter viele Schulklassen. Die Gäste erhalten spannende Einblicke in die Welt der Bienen. »Besonders stolz sind wir auf unseren Lehrbienenstand und die Beobachtungsplattform, die das lebendige Treiben der Bienen auf dem Außengelände zu einem hautnahen Erlebnis machen«, erzählt Queißer.
Die rund 70 Ehrenamtlichen halten das Gelände in Schuss und kümmern sich um die Pflege der Bienenstöcke. Zudem bieten sie regelmäßig Imkerkurse an, organisieren eine Pflanzentauschbörse und das alljährliche Haus- und Hoffest, das Besucher aus der ganzen Region anzieht. »Das Preisgeld werden wir in den Ausbau des Museums und des Geländes investieren – für uns ist das eine Herzensangelegenheit.«
Der Verein leistet einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität und schärft das Bewusstsein für die Bedeutung der Bienen und deren Schutz auf äußerst anschauliche Weise. Diese Art von Sensibilisierung ist entscheidend, um den nächsten Generationen eine intaktere Umwelt zu hinterlassen.
(Dunja Reichelt, Beauftragte für Ehrenamt im Landratsamt Bautzen)
Nähmaschinen, die Leben verändern
Reiner Klitzsch und der Kinderhilfe Westafrika e. V. in der Kategorie Menschen helfen – Gobal denken, lokal handeln (Welt)
»Mit jeder Nähmaschine schaffen wir eine Perspektive«, freut sich Reiner Klitzsch. Der 80-Jährige gehört zum Reparaturteam der Kinderhilfe Westafrika e. V. und setzt ausrangierte Nähmaschinen wieder instand. Diese werden nach Westafrika geschickt, in Länder wie Burkina Faso, Benin oder Nigeria. Dort dienen sie Mädchen in der Ausbildung als Schneiderinnen – und auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben. »Jede reparierte Maschine ist ein Symbol der Hoffnung und die Basis für eine gesicherte Existenz – sowohl für die Näherinnen als auch für ihre Familien«, erklärt Klitzsch.
Reiner Klitzsch hat eine besondere Gabe, technische Herausforderungen zu lösen. Seit 2016 bringt er seine 40-jährige Erfahrung als Werkzeugmacher und Musterbauer in das Reparaturteam ein. Gemeinsam mit sieben weiteren Ruheständlern trifft er sich einmal in der Woche, um gespendete Geräte zu reparieren – bisher mehr als 1.600 Stück. »Wir möchten den jungen Frauen helfen, ihren eigenen Lebensunterhalt selbst zu verdienen und ihre Familien zu ernähren«, so Klitzsch.
Der 2007 gegründete Verein Kinderhilfe Westafrika e. V. basiert auf christlichen Werten. »Der Mensch denkt, Gott lenkt«, sagt der ehemalige Elektrotechniker Bernd Weißbach, der das Spendenlager in Oelsnitz leitet. Neben Nähmaschinen sammelt der Verein auch Werkzeuge, Schulmaterial und medizinische Geräte, die jedes Jahr in einem Hilfscontainer nach Westafrika gebracht werden. Großes Engagement, fundiertes technisches Know-how und gelebte Nächstenliebe – Reiner Klitzsch und das Reparaturteam vereinen dies auf besondere Weise.
Dank des Engagements von Reiner Klitzsch werden einerseits lokale Ressourcen wieder nutzbar gemacht und nachhaltig in den Kreislauf zurückgeführt. Zugleich erhalten Menschen in ärmeren Regionen der Welt die Chance auf eine sinnvolle Ausbildung, die ihnen eine sichere Existenzgrundlage ermöglicht.
(Andy Anders, Bürgermeister von Schöneck im Vogtland)