Fête de l´Europe

Als 2019 vier junge Dresdner erstmals auf der Hip-Hop-Landkarte Deutschlands erschienen, hat wohl kaum jemand geahnt, dass sie schon bald zu den absoluten Chartstürmern dieses Landes zählen würden. Mit ihrer ganz eigenen Interpretation vom sonst so klischeebeladenen Deutsch-Rap, ganz ohne Sexismus und Materialismus, begeistern Gustav, Paul, Zachi und Dani aus der Dresdner Neustadt seitdem ihre Fangemeinde.

Das Quartett,  das noch vor kurzem gemeinsam die Schulbank am St. Benno Gymnasium in Dresden drückte, ist ein echter Gute-Laune-Garant und entfachte vor allem mit seinem Hit »Durstlöscher« eine regelrechte Eistee-Nostalgie.

Allgemein scheinen 01099 einen eigenen Style zu vertreten, der sie von vielen anderen Hip Hop-Künstlern unterscheidet. Ab und an ein wenig Französisch im Songtext, da mal eine Trompete im Hintergrund oder eine spannende Piano-Einlage.

Vor allem aber nicht das übliche Geprotze mit fetten Autos und der Rolex am Handgelenk, das vielen anderen Deutsch-Rappern gemein ist. Und so begeisterte 01099 zuletzt Deutschland, Österreich und die Schweiz auf ihrer »Schnelle Brille Tour«. Ihr Auftritt am 4. Juli auf dem Dresdner Neumarkt war für die vier nun geradezu ein Heimspiel – im Herzen von 01099, Postleitzahl der Dresdner Neustadt, wo ihre Wurzeln liegen.

Mit »Leiser« stürmte Singer-Songwriterin LEA 2018 die Charts, und seitdem war es so gar nicht leise rund um die Singer-Songwriterin, die mit bürgerlichem Namen Lea-Marie Becker heißt und aus Kassel stammt. Gemeinsam mit dem DJ-Duo »Gestört aber GeiL« und dem Song »Wohin willst du« schaffte sie den Durchbruch – beide standen am 4. Juli bei der »Fête de l’Europe« auf der Bühne und performten ihre neuesten Songs.

Der Weg zum musikalischen Erfolg war für LEA im Übrigen keineswegs vorgezeichnet. So studierte sie zunächst Musik und Sonderpädagogik, bevor sie als Backgroundsängerin von Mark Forster erste Bühnenerfahrungen sammelte.

Mittlerweile füllt sie ausverkaufte Konzerthallen, coacht Nachwuchstalente in TV-Shows wie »The Voice of Germany« und ist vielen Zuschauerinnen und Zuschauern auch als Teilnehmerin des Erfolgsformates »Sing meinen Song – Das Tauschkonzert« bekannt.

Kooperationen mit Musikgrößen wie Mark Forster, Max Raabe, Peter Maffay oder Capital Bra zeigen die große Wandelbarkeit und Experimentierfreudigkeit der Musikerin, die – bei allem musikalischen Erfolg - vor allem auf die therapierende Wirkung von Musik vertraut. Musik hilft, vor allem traumatisierten Kindern, da ist sich LEA sicher und hat dieses Thema dann auch im Rahmen ihrer Bachelorarbeit untersucht.

Das deutsche DJ-Duo »Gestört aber GeiL« überzeugt seit mittlerweile acht Jahren nicht nur das House-affine Clubpublikum, sondern auch Tanzmuffel in der gesamten Republik. Mit seinem Hit »Unter meiner Haut« gelang Marcel Stephan und Nico Wendel 2015 der Durchbruch – damals hielt sich der Song 56 Wochen lang in den offiziellen deutschen Single-Charts.

Gekrönt wurde dieser Kickstart mit einer Doppel-Platin-Auszeichnung. Die musikalische Laufbahn seitdem: beeindruckend. Ob Eigenproduktionen, Coverversionen oder Remixe für Mega-Acts aus der ganzen Welt, »Gestört aber GeiL« bieten die gesamte musikalische Bandbreite, von absoluter Eskalation bis zu ruhigeren Songs.

Die Gewinner des diesjährigen sächsischen Förderpreises für Demokratie, »Banda Comunale«, heizten ebenfalls am 4. Juli dem Publikum ein. Als »modernes Blasorchester mit Haltung«, wie sich die 20 Musikerinnen und Musiker selbst bezeichnen, werden sie mit ihren Brass Sounds für Stimmung und weltoffenes Flair vor der Frauenkirche sorgen.

Gegründet 2001 als »Protestkapelle« gegen Nazi-Aufmärsche und für zwischenmenschliche Solidarität ist die Banda Comunale mittlerweile das musikalische Zuhause von Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt – von Brasilien über Schottland bis zu Syrien.

Neben zahlreichen Auszeichnungen für ihre Verdienste um die Förderung des interkulturellen Dialoges in der Gesellschaft bleibt insbesondere ihr Konzert anlässlich des 30. Jahrestages des Mauerfalls vor dem Brandenburger Tor in Erinnerung – vor über 500.000 Menschen. Botschafter für mehr Toleranz und ein solidarisches Europa, vor allem aber Musiker mit Herz – das ist die »Banda Comunale«.

Harte Arbeit, Talent und vor allem eine extreme Reisebereitschaft – das sind die Zutaten für eine erfolgreiche musikalische Karriere, zumindest wenn es nach »Leony« geht, der sympathischen Singer-Songwriterin, die mit Liedern wie »Remedy« und »Faded Love« bekannt geworden ist.

Nach ihrem Sieg bei der RTL-Castingshow »Rising Star« vor zehn Jahren und erfolgreichem Abitur, zog sie zunächst für mehrere Jahre nach Schweden, um dort Songwriting-Kurse zu belegen, zog weiter nach Australien, dann nach London, Los Angeles und schließlich wieder zurück nach Deutschland. Ein Leben quer über den Globus mit jeder Menge internationaler Erfolge.

Nach mehreren Gold- und Platin-Auszeichnungen eroberte im März dieses Jahres nun auch ihr Debütalbum »Somewhere in Between« die Spitze der Charts. Mit einer beeindruckenden Show war »Leony« in Dresden zu erleben.

Rémi Fourré ist ein absoluter Geheimtipp – und hat doch bereits eine riesige Fangemeinde. Der 20-jährige Dresdner, der auf den Künstlernamen rémi.fr hört, hat erst kürzlich sein Abitur am Dresdner Romain-Rolland-Gymnasium abgelegt und steht für ein Lebensgefühl fernab von überdrehten Stereotypen, von denen es im deutschen Hip-Hop bekanntlich nicht mangelt.

Der Lockenkopf mit französischen Wurzeln unternahm seine ersten musikalischen Schritte im Knabenchor Dresden und war bereits mit zwölf Jahren auf Tournee in China. Dort entdeckte er auch seine Leidenschaft für das Schreiben von Rap-Texten.

Im Sommer 2020, mitten im ersten Corona-Sommer, rappte »rémi.fr« die Corona-Lethargie seiner Generation mit dem Song »Down mit den Jungs« weg – und das auch noch bilingual. Das jüngste Projekt des aufstrebenden Rappers aus dem Dresdner Hechtviertel ist sein Album namens »CHEFKOCH EXPORT«.

Ein besonderes Ensemble auf dem Dresdner Neumarkt waren am 4. Juli die Mitglieder des renomierten und meistgekrönten Mädchen- und Knabenchores in Polen gemeinsam mit dem Chor des Dresdner Romain Rolland Gymnasiums sein.

Der Mädchen- und Knabenchor des Narodowe Forum Muzyki aus Wrocław wurde 2009 gegründet und gibt seitdem Konzerte mit den besten Ensembles und Dirigenten und ist neben Polen bereits in Österreich, der Tschechischen Republik, der Slowakei und sogar in Japan aufgetreten.

Das nach dem französischen Schriftsteller Romain Rolland benannte Dresdner Gymnasium ist auf sprachliche Bildung spezialisiert und bietet das deutsch-französische Doppelabitur an.

Die Chöre sangen in Dresden gemeinsam die Europahymne.